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Digitalisierung unter Senioren: Wie technikaffin ist die ältere Generation?
Schluss mit den Klischees – ältere Menschen nutzen moderne Technologie wie nie zuvor. Insbesondere durch die Covid-Lockdowns haben viele Senioren den Weg in die digitale Welt gefunden. Egal ob sie mit ihren Liebsten in Verbindung bleiben, Fitness-Apps nutzen oder dank GPS neue Ort erkunden – sie beweisen, dass Technologie keine Altersgrenzen kennt. Im dritten und letzten Teil des Interviews mit Rettungssanitäter Beat Mühlethaler gehen wir näher auf die Digitalisierung und Bereitschaft zur Nutzung neuer Technologien unter Senioren ein.
Wie beurteilst du das Bedürfnis nach digitalen Notrufsysteme in Privathaushalte?
Den Wunsch nach einem sicheren Zuhause haben wir alle, jedoch wissen viele Menschen gar nicht, dass es neue digitale Lösungen gibt, die genau das ermöglichen.
Vielen Menschen, die bereits einen Sturz oder Unfall zuhause hatten, wird danach erst bewusst, dass es eine Weile dauern kann, bis in einem solchen Notfall Hilfe kommt. Die meisten merken dadurch auch erst, dass ihre Angehörigen leider nicht immer in der Nähe sind, um ihnen zu helfen. Wie alle möchten ja so lange wie möglich sicher und selbstständig zu Hause wohnen bleiben. Aus diesem Grund entwickelt sich das Bedürfnis nach digitalen Notruflösungen, die das Zuhause sicherer machen. Die Technologie hinter solcher Lösungen ist aber zweitranging.
Was sind die Barrieren, die beispielsweise eine Anschaffung einer digitalen Notruflösung hindern?
Oft ist es eine Frage des Komforts – die wenigsten Leute möchten sich um etwas kümmern müssen, sei es die Anschaffung selbst, die Installation oder die Bedienung. Leider wissen viele Senioren gar nicht, dass es Lösungen wie SAFE-living gibt, bei denen sie gar nichts selbst installieren oder im Notfall aktiv bedienen müssen.
Stehen Senioren Digitalisierung eher skeptisch gegenüber?
Teilweise ja. Die technologische Entwicklung schreitet ja so schnell voran, dass sie selbst für jüngere Menschen oft nicht auf den ersten Blick verständlich ist. Und was wir nicht verstehen, das hinterfragen wir üblicherweise erst einmal kritisch. Man muss technologisch komplexe Lösungen, wie beispielsweise SAFE-living, in drei oder vier plausiblen Sätzen erklären können, ohne dabei zu tief auf die technischen Details einzugehen. Den schlussendlich geht es nicht um die Technologie, sondern was für einen Nutzen so eine Lösung haben kann. Dabei ist es wichtig die Funktion und Vorteile nachvollziehen zu können, ohne dass es zu kompliziert ist.
So kann man Barrieren abbauen und digitale Lösungen allen Altersklassen näher bringen. Nach wie vor gibt es auch in unseren Breitengraden Personen, die gar kein WLAN haben und noch nie das Internet benutzt oder erlebt haben.
Dennoch, denkst du, dass Senioren trotz Skepsis offener für die digitale Welt werden?
In den letzten paar Jahren hat sich der Trend tatsächlich verstärkt. Durch die Covid-bedingten Massnahmen war die Bevölkerung in ihrem alltäglichen Leben teilweise sehr eingeschränkt. Insbesondere die Kontaktbeschränkungen haben dazu geführt, dass sich ältere Leute vermehrt Laptops oder Smartphones angeschafft haben. So konnten sie nicht nur leichter mit ihren Liebsten in Kontakt bleiben, sondern hatten auch Zeit, sich wirklich mit der Digitalisierung zu beschäftigen. In dieser Hinsicht sind die älteren Bevölkerungsgruppen deutlich affiner geworden. Sie haben gelernt, dass sie dank dieser Möglichkeiten problemlos mit ihrem Umfeld verbunden bleiben, aber beispielsweise auch online einkaufen oder Nachrichten lesen können. Dies bringt auch einen gewissen Komfort mit sich, welcher sehr geschätzt wird.
Gibt es Unterschiede zwischen den Altersgruppen was die technische Affinität angeht?
Für die Altersgruppe Ü60, also die Generation der Babyboomer, gehört das Internet und die Nutzung von moderner Technologie zum Alltag. Sie sind zwar nicht damit aufgewachsen, aber sie haben die Entwicklungen und Innovationen der letzten 30 Jahre miterlebt und adaptiert. Diese Altersgruppe ist zum grössten Teil digital unterwegs.
Bei der älteren Generation weit über 75 sieht es aber anders aus. Das technische Interesse wächst sicher auch in dieser Altersgruppe, jedoch ist es nicht so ausgeprägt und es besteht Aufklärungsbedarf. Bei vielen Personen in diesem Alter liegt das primäre Interesse aber nicht unbedingt in der Internetnutzung oder technischen Innovationen.. Das bedeutet nicht, dass sie kein Interesse an der digitalen Welt haben, aber sie benötigen Unterstützung und Hilfestellung, die ihnen den Weg dahin erleichtert.
Können Angehörige positiv auf die Nutzung von technischen Lösungen einwirken oder auch den dafür erforderlichen Lernprozess unterstützen?
Ja, denn oft ist schon allein der leichte Zugang zur Technik vom persönlichen Umfeld einer Person abhängig. Wer sich oft mit Menschen umgibt, die selbst technikaffin und -interessiert sind, wird zumindest einmal eine gewisse Neugier entwickeln. Das Smartphone ist bei Kindern und Jugendlichen immer mit dabei. Es passiert dann fast schon automatisch, dass sie ihren Grosseltern etwas auf dem Gerät zeigen oder erklären. So entstehen Berührungspunkte, auf die Angehörige aufbauen können und durch die auch die Jüngeren den Älteren noch etwas Neues beibringen. Technik kann also durchaus auch Generationen verbinden.
Angehörige können von sich aus auch proaktiv Unterstützung anbieten und sich für die Klärung von offenen Fragen zur Verfügung stellen. Es gibt auch spezielle Kurse, in denen Senioren gezeigt wird, was sie alles mit ihrem Smartphone oder Tablet machen können. Das Angebot ist vielfältig und mit den ersten Erfolgserlebnissen wächst auch die Motivation noch mehr zu lernen und auszuprobieren.
Pro Senectute bietet in der ganzen Schweiz verschiedenste Kurse zu den Themen Smartphone, Tablet, Nutzung von Apps, E-Banking und noch viel mehr an. Über den praktischen Kursfinder können Sie einen passenden Kurs in Ihrer Nähe suchen und direkt buchen.
Nachfolgend haben wir als Inspiration einige interessante Kurse für Sie aufgelistet:
Digi-Treff Guggi – ein regelmässiger Erfahrungsaustausch rund um Smartphone und Tablets findet monatlich im Café I Restaurant Guggi in Luzern statt. Eine Teilnahme ist jederzeit auch ohne Anmeldung möglich.
SBB.App Kurs der Pro Senectute Aargau in Muri. Bequem von zu Hause aus oder unterwegs Ihre Tickets für Bahn, Bus und Schiff lösen. Anstehen am Automaten ist nicht mehr nötig. In diesem Kurs können Sie unter fachkundiger Anleitung im Fahrplan und Ticketshop üben. (27. März 2023)
iPhone Grundkurs der Pro Senectute in Luzern. Erlernen Sie die Bedienung Ihres iPhones: Richtig telefonieren, SMS senden/empfangen, Kontakte erfassen, bearbeiten und löschen; Download und Bedienung verschiedener Apps. (zwei Tage: 17. und 24. April 2023)
Android Smartphone Grundkurs der Pro Senectute Beratungsstelle in Brunnen. Sie lernen Schritt für Schritt die grundlegenden Bedienungen Ihres Android-Gerätes kennen, z.B. Funktionen wie das Telefonieren, Kontakte speichern, SMS-Nachrichten schreiben, Photos erstellen und persönliche Einstellungen am Gerät vornehmen. (28. Juni bis 29. Juni 2023)